Gottfried Böhm
Gottfried Leo Böhm
* 23. Januar 1920 in Offenbach am Main
† 9. Juni 2021 in Köln
Der 2021 verstorbene erste deutsche Pritzker-Preisträger zählt zweifelsohne zu den international renommiertesten und angesehensten Vertretern der Sakralbaukunst.
Der frische Wind der Reformen des 2. Vatikanischen Konzils kam dem Sohn des berühmten Dominikus sicherlich entgegen. Weil das Klima der Veränderung auch die Architektur erreichte, standen kirchliche Bauherren der Realisierung neuartiger Formen und Konzepte deutlich offener gegenüber.
In dieser Gunst der Stunde konnte auch die heute weltberühmte Wallfahrtskirche in Neviges entstehen. Der nach Plänen Gottfrieds 1968 errichteter Mariendom wurde zur Ikone der Nachkriegsmoderne und ist bis heute „Pilgerstätte“ für Architekten aus aller Welt.
Das Skulpturhafte zeichnet zahlreiche Bauten des leidenschaftlichen Bildhauers aus. Seine Affinität zum Beton als Baustoff beruht auf der freien Gestaltbarkeit des Materials. Dessen Plastizität wird zum herausragenden Merkmal Böhmscher Baukunst. Beispielhaft hierfür, wenn auch in einem verdichteten Rahmen, ist die in Köln-Lindenthal im Jahr 1971 geweihte Kirche Christi Auferstehung. Sie steht exemplarisch für einen Baustil, der die Einzigartigkeit des in vielen Talenten vereinten freien Geistes verkörpert.
Kirchenfenster von Gottfried Böhm, Kirche Christi Auferstehung, geweiht 1971: Nägel/rote Farbe/organische Einschlüsse zwischen zwei verschmolzenen Kunstharzflächen