Dominikus Boehm

Dominikus Böhm

Dominikus Böhm
* 23. Oktober 1880 in Jettingen
† 6. August 1955 in Köln

Herausragende Architektur entsteht nicht selten auf dem Boden gesellschaftspolitischer und soziokultureller Veränderungen. Sie folgt dabei sowohl den partikulären Bedürfnissen ihrer Zeit als auch dem Drang, visionäre Ideen zu verwirklichen und Raum für Neues zu schaffen.

Der Architekt Dominikus Böhm war Anfang des 20. Jahrhunderts einer der großen Erneuerer auf dem traditionsreichen Fundament der römisch-katholischen Kirche. Ihr Aufbruch in ein neues Verständnis von christlicher Gemeinschaft markiert den Ausgangspunkt seines beispiellosen Werdegangs als Kirchenbauer der Moderne.

Schon einige Dekaden vor dem 2. Vatikanischen Konzil entstand in Pfarreien und Klöstern eine Bewegung weg von einer stark reglementierten Liturgie hin zu einer „tätigen Teilnahme“ der Gläubigen am Gottesdienst. Der bei der Obrigkeit bis dato so beliebte und bevorzugte neogotische und neoromanische Baustil mit dem für ihn typischen Kirchengrundriss stand jedoch im Widerspruch zu dem Gedanken einer erlebbaren Glaubensgemeinschaft. Was fehlte, war nichts weniger als eine neue Idee von Kirchenraum.

Die Antwort der Architektur auf diese Suche war die „Einraumkirche“. Dominikus Böhm formulierte den Grundgedanken dazu so prägnant wie simpel: „Ein Gott, eine Gemeinde, ein Raum“. Die Umsetzung dieser Idee gelang ihm 1932 mit dem Bau der Kirche St. Engelbert in Köln-Riehl. Mit ihr gab er der liturgischen Erneuerung den lang ersehnten Raum.

Auf dem Weg dorthin baute er Kirchen, die Vertrautes mit gänzlich Neuem verbanden und so die Brücke in die Moderne vorbereiteten. Eine sichtbare Vorahnung dieser neuen Zeit ist die oberschlesischen Kirche St. Josef im polnischen Zabrze. Sie entstand 1931 und zählt bis heute zu den Meisterwerken sakraler Baukunst.

Dominikus Böhm gilt weltweit als einer der Pioniere des modernen Kirchenbaus. Seine Arbeit wirkt fort in Generationen von Architekten, die das Erscheinungsbild des zeitgenössischen Sakralbaus prägen. Einer von ihnen ist sein Enkel Peter Böhm.

 

 

Photo links: Kirche St. Josef in Zabrze/Polen, Baujahr 1931