Zentralmoschee

Köln-Ehrenfeld, Deutschland, NRW

Architekt

Bauzeit

2009 – 2017

Es ist verblüffend, wie manche Quellen schöpferischer Geisteskraft und künstlerischer Kreativität über lange Zeit hinweg lesbar bleiben.

Als Dominikus Böhm 1930 seinen Entwurf der Kirche St. Engelbert präsentierte, war der Widerstand groß: Zu viel „orientalische“ und zu wenig „abendländische“ Einflüsse, war das Hauptargument. Der Architekt hat sich jedoch gegen seine Kritiker durchsetzt. St. Engelbert wurde 1931 in Köln-Riehl gebaut. Böhm konnte damals nicht ahnen, dass knapp 90 Jahre später keine 20 km von St. Engelbert entfernt eine imposante Moschee das Stadtbild von Köln-Ehrenfeld prägen würde – gebaut nach Plänen seines Sohnes Gottfried und seines Enkelsohnes Paul, seinen Nachkommen also – auch im Geiste.

Der ökumenische Gedanke hat das Ziel, eine Gemeinschaft religionsübergreifend zusammenwachsen zu lassen. In der Kölner Moschee erhält dieser Gedanke Gestalt: Der Baukörper mit den zwei ungewöhnlichen Minaretten wurde von Gottfried und Paul Böhm entworfen. Der Innenraum samt Wandverzierungen und Flächenverkleidungen sind das Werk des Künstlers Semih İrteş und des Meisters der Kalligraphie Hüseyin Kutlu.

Paul Böhm sagt: “ (…) die Sehnsucht nach einem Raum der Transzendenz, einem Raum, der einen aus dem Alltäglichen, Irdischen enthebt, ist sowohl Christen, als auch Muslimen eigen. (…)“
Dieser Raum entsteht unter einer zeitlosen Moscheekuppel. Das Zentrum ist in sechs freistehende Vertikalschalen gefasst, die sich der Mitte zuneigen. Klarglasbänder, die von einem Gitternetz durchzogen sind, verbinden die Freielemente.“(…) Trotz einer größtmöglichen Offenheit und Transparenz des Raums stellt sich so ein Gefühl von Konzentration und Geborgenheit ein. (…)“ – so Böhm.

Dieses Gefühl wird noch potenziert durch architektonische Verzierungselemente, die in der islamischen Kunst und Kultur fest verankert sind. Semih İrteş: „(…) Mein Hauptziel ist es, architektonische Formen im Sinne origineller Projekte hervorzubringen und eine originelle Haltung vorzuweisen, bei der die ausgewählten traditionellen Verzierungstile zur Architektur passen und mit ihr eine Einheit bilden. (…)“

Die Zentralmoschee wurde 2018 nach mehrjähriger Bauzeit feierlich eröffnet. Seither ist sie in vielerlei Hinsicht ein spiritueller Ort und eine bedeutungsvolle Begegnungsstätte, die auf wunderbare Weise Moderne und Tradition harmonisch und kunstvoll ineinander verwebt.

 

Die Böhm-Zitate zu Planung und Bau der Zentralmoschee wurden entnommen dem Begleitheft zur Fotoausstellung ZEITREISE, Hrsg. DITIB, Köln 2019