Christi Auferstehung

Köln-Lindenthal, Deutschland, NRW

Architekt

Bauzeit

1968 – 1970

Das Skulpturhafte in Gottfrieds Böhms Bauart erlebt einen ihrer Höhepunkte in der Christi Auferstehung Kirche in Kölner Stadtteil Lindenthal. Wunderschön in der Achse des Lindenthaler-Kanals verortet, von Alleen und kleinen Grünflächen umgeben, zieht sie neugierige Blicke auf ihren verschachtelten Baukörper. Dem flüchtigen Blick wirkt er vertraut. Bei näherer Betrachtung weicht dieses Gefühl jedoch schnell der staunenden Feststellung, vor etwas vollkommen Neuen zu stehen. Nichts hier bleibt ohne Bezug auf die Vergangenheit und doch ist nichts wie es war.

Das Innere der Kirche ist ein Gesamtkunstwerk. Eine Balance zwischen Symmetrie und polygonalen Formen erzeugt hier eine kontemplative Spannung. Die von Böhm entworfenen Fenster aus Kunstharz, versehen mit Nägeln, organischen Artefakten und Schriftzügen, zeugen von seiner unkonventioneller Art der Gestaltung. Ohne Berührungsängste verbindet er christliche Symbole mit Verweisen auf das Weltgeschehen.

Vielleicht formuliert ein Zitat von Goethe besonders gut die schwingende Kraft dieses sakralen Bauwerks: „Architektur ist nichts anderes als gefrorene Musik“. Wenn ich diesem Gedanken folge, dann höre ich in den Kirchenmauern von Christi Auferstehung die Klagelieder von Górecki*. Sie weben sich ein in die von Böhm erzeugte Stimmung aus Andacht und Reflexion. Sakralbau und Symphonie wurden in der gleichen Dekade vollendet. Beide sind unbestrittene Meisterwerke der Gegenwartskunst – so verschieden und so nah zugleich.

 

*3. Symphonie op. 36. „Drei Klagelieder“ von H.M. Górecki